Ein Erfahrungsbericht von Diana Kremp.
Warum denn ausgerechnet Bestatter?
Diese Frage wurde mir oft gestellt, als ich im Oktober 2014, mit meiner Umschulung zur Bestattungsfachkraft in Bitterfeld begann.
Bestatter als erfüllender Beruf
Bestatter zu sein, ist ein sehr erfüllender Beruf, eher noch Berufung, zu dem einem niemand überreden, oder gut zureden kann, diesen Weg einzuschlagen.Man hat nicht nur mit Verstorbenen zu tun, vielmehr hilft man Angehörigen, den Verlust eines Menschen zu verstehen und zu begreifen. Man begleitet und unterstützt sie, in den ersten Tagen der Trauer.
Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen, spielten bei mir überhaupt keine Rolle. Vielleicht war diese Grundeinstellung, auch meinem Alter von 44 Jahren geschuldet, als ich mich entschloss, beruflich das zu machen, was mich zu 100% ausfüllen würde. Diese Entscheidung, den Beruf des Bestatter zu erlernen, kam bei mir aus dem Herzen heraus.
Und genauso wollte ich diesen Beruf ausüben, mit Herz und mit Herzblut.
Plötzlich einen „Totengräber“ im Haus
Die Familie hat mich in meiner Berufswahl unterstützt, auch wenn es vorher recht unterschiedliche Reaktionen und jede Menge Redebedarf gab.
Einen „Totengräber“ in der Familie zu haben, ist natürlich erst einmal keine leichte Kost für den Ehemann und die Mutter. Auch wenn meine Affinität zu Friedhöfen, im Familien-und Freundeskreis allgemein bekannt war, ging die (berechtigte) Sorge zuerst dahin, wie ich als sehr sensibler Mensch, mit dem täglichen Tod, mit der Trauer und dem Leid anderer Menschen klar kommen würde.
Überzeugungsarbeit war angesagt.
Es war nicht schwer, meine Familie von der Wahl meines Berufes zu überzeugen.
Wie finde ich nur einen Praktikumsplatz?
Viel schwerer, gestaltete sich die Suche nach einem Praktikumsplatz in einem Bestattungshaus, der unbedingt zur Umschulung dazugehört, darin integriert ist. Inzwischen liegt der Anteil von Frauen in diesem Beruf bei 50%. Es durfte doch also nicht so schwer sein, etwas passendes zu finden. Und doch war es das. Der Großteil, der von mir angeschriebenen Bestattungshäuser, reagierte auf meine schriftlichen Nachfragen gar nicht.
Bei einem, wo ich mich persönlich vorstellen durfte, war die erste Frage überhaupt: Wie ich denn einen schweren Verstorbenen im Sarg, aus dem fünften Stock, die Treppen nach unten tragen will?
Es hat letztendlich mit einem Praktikumsplatz in einem Bestattungshaus in Delitzsch geklappt, wo ich viel lernen und mich ausprobieren durfte, wo ich mich auch menschlich, sehr aufgehoben fühlte.
Gesellenbrief „Bestattungsfachkraft“
Im Juni 2016, hielt ich dann meinen Gesellenbrief zur Bestattungsfachkraft, mit der Note „sehr gut“ in den Händen. Hinter mir lagen Monate, wo ich unwahrscheinlich viel, an theoretischem und praktischem Wissen sammeln durfte. Denn beides, ist für diesen Beruf unabdingbar.
So bin ich, dem stationären Hospiz im St. Elisabeth Krankenhaus in Halle und ebenso der Rechtsmedizin in Halle sehr dankbar, für die Einblicke, die ich im Rahmen eines Praktikums erleben durfte.
Den erfüllenden Beruf gefunden. Die Antwort auf, warum ausgerechnet Bestatter.
Seit November 2016, arbeite ich im Bestattungshaus Bonitz · Pech. Ich hatte das große Glück, hier anfangen zu dürfen.
Seitdem stehe ich in diesem Bestattungshaus Menschen, in einer sehr schwierigen Situation zur Seite und gehe mit ihnen gemeinsam ein Stück auf dem Weg der Trauer.
Ich versuche immer, die Wünsche und Vorstellungen der Angehörigen zu deuten, zu verstehen und dann bestmöglich umzusetzen. Da sind meine Sensibilität und meine immerwährende Kreativität sehr große und unverzichtbare Hilfen.
Mein beruflicher Weg zum Bestatter, gibt mir noch immer das Gefühl, den Sinn des Lebens gefunden zu haben. Dem Leben dankbarer und demütiger gegenüber zu treten, sich viel mehr an den kleinen Dingen zu erfreuen, als jeden Tag nur darauf zu warten, das das große Glück irgendwann vor der Tür steht.
Fragen und/oder Anmerkungen
Haben Sie noch weitere Fragen und/oder Anmerkungen rund um den Beruf eines Bestatters?
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