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Das letzte Hemd hat keine Taschen oder vielleicht doch?

Abschiednahme

Das letzte Hemd hat keine Taschen. Dieser sehr geläufige Spruch, soll uns alle zu Lebzeiten daran erinnern, dass man nach dem Tod nichts mitnehmen kann.
Alles, was wir in unserem vergangenen Leben an Geld und materiellen Gütern zusammengetragen haben, müssen wir in dieser Welt zurücklassen.

Was, wenn das „letzte Hemd“ aber doch Taschen hat?

In unserem Bestattungshaus, dürfen sich die Angehörigen darüber Gedanken machen, was dem Verstorbenen, an eigener Kleidung, auf seiner letzten Reise angezogen werden kann.

  • Gab es einen Lieblingsanzug?
  • Gab es ein Lieblingskleid?
  • Ein Lieblingsoutfit?

Das kann gern auch die Freizeitkleidung sein, in dem sich derjenige immer wohl fühlte, ein Pullover, den er gerne anzog.

Das aussuchen der letzten Kleidung durch die Hinterbliebenen, geschieht meist sehr andächtig und liebevoll. Das Hemd wird noch einmal gebügelt, der passende Schlips, das passende Tuch ausgesucht.

Der blaue Schlips passt zwar gut zum Anzug, aber den hat er nicht gerne getragen, wir nehmen lieber den grauen.

Vom Hochzeitskleid, verschiedenen Uniformen, die Sorbentracht bis hin zum Holzfällerhemd, war alles schon dabei.

Auch Kleidung, die sich der Verstorbene immer nur für besondere Anlässe aufgehoben hatte.


Den Anzug trug mein Mann das das letzte mal vor fünf Monaten, zur Hochzeit unserer Tochter.

Für die Angehörigen, ist es meist ein schmerzvoller aber dennoch kleiner und wichtiger Schritt, auf dem langen Weg der Trauer, zu wissen, welche Kleidung der Verstorbene im Sarg tragen wird.

Das er auf seiner letzten Reise, seine eigenen Sachen trägt und keinen Sterbetalar, aus dem Regal des Bestatters, vermittelt vielen Hinterbliebenen etwas tröstliches.

Abschiednahme

Manchmal ist dieses Ritual sehr hilfreich, sich mit dem Tod eines lieben Menschen auseinanderzusetzen, ihn zu fühlen, zu verstehen und zu begreifen.
Gern können die Angehörigen beim ankleiden des Verstorbenen in unserem Bestattungshaus dabei sein und helfen oder es ganz allein tun.
Ich selbst habe dies erlebt, als eine Mutter bat, ihren zu Lebzeiten pflegebedürftigen Sohn allein anzukleiden, so wie sie es all die vergangenen Jahre getan hatte.

Als Bestatter dann im Hintergrund zu stehen und nur einzugreifen, wenn dies gewünscht ist, gab der Mutter die Möglichkeit für ihren Sohn ein letztes mal da zu sein, ihn ein letztes mal zu berühren.

Während sie ihren Sohn ankleidete, erzählte sie einen Teil der gemeinsame Lebensgeschichte und ich konnte nachfühlen, ich konnte verstehen, warum es ihr eine Herzensangelegenheit war.

Die eigene Kleidung ist eben doch etwas ganz anderes


In den Taschen der Hose, des Hemdes oder dem Jacket, kann man Dinge für den Abschied unterbringen.

Gab es etwas, das ihm sehr ans Herz gewachsen war, etwas das einfach zu ihm gehörte?

Vom Kleingeld, (Opa hatte immer in jeder Hose Kleingeld) bis zur Packung der Lieblingszigaretten ist alles möglich.

Ein Familienfoto, ein gemaltes Bild der Enkelkinder, ein letzter Brief mit ganz persönlichen Zeilen, das Lieblingsbuch, ein kleines Stofftier, ein Engel oder vielleicht das Lieblingsparfüm.

Mit all den persönlichen Dingen, kann man demjenigen noch einmal ganz nah sein.
All diese Dinge verbinden wir mit ihm oder seinem vergangenen Leben.

Wir legen sie in den Sarg, stecken sie in die Taschen der Kleidung, wir geben sie mit, als letztes Andenken.

Was wir einem lieben Menschen, irgendwann einmal im Leben zum Geburtstag schenkten, das entfällt uns meist im Laufe der Zeit.
Doch an die persönlichen Dinge, die wir zum Abschied mitgegeben haben, an diese Dinge, werden wir uns immer erinnern.

Und darum, sollte das letzte Hemd auch Taschen haben.

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