Dieses Lied („Wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte“) hörte ich vor einigen Tagen im Radio auf dem Weg zur Arbeit.
Ja was wäre wenn?
Wie würde ich diesen einen letzten Tag planen und verbringen?
Ich würde
- noch einmal mit meinem Hund spazieren gehen – raus in die Natur, noch während die Sonne langsam aufgeht – ihm immer wieder über das Fell streicheln, ihm in die Augen schauen und gleichzeitig bedauern, dass ich es nie wieder tun werde.
- den lang hinausgeschobenen Brief an meine Freundin beginnen, nicht am PC, nein handschriftlich auf schönem Briefpapier.
- unzählige Telefonate führen, mit all den Menschen, die mir wichtig geworden sind und während ich rede, mich an all die schönen, gemeinsamen Momente erinnern. Und jeder meine Sätze würde mit den Worten: „Weisst du noch …“ beginnen.
- darüber nachdenken, ob ich meiner Familie ein „überschaubares Chaos“ (im Kleiderschrank) hinterlasse.
- alle meine Pflanzen ein letztes mal gießen und diesmal nicht vergessen, den Dünger beizufügen.
- meinem Mann, meiner Tochter, meinem Bruder und meiner Mutti persönliche Abschiedszeilen schreiben und erwähnen, dass sie mir immer wichtig, zu jeder Zeit, ein großer Teil meines Lebens, waren.
- überlegen, ob ich den Rasen im Garten schnell noch mähe.
- mein vergangenes Leben ganz sicher auch noch einmal Revue passieren lassen. Welche meiner Träume, Wünsche und Hoffnungen bleiben unerfüllt? Habe ich vieles falsch gemacht, jemanden (unabsichtlich) weh getan? Gibt es Dinge, die ich im Nachhinein vielleicht doch bereue?
Die Lieder, die zu meinem Abschied gespielt werden sollen, wollen auch notiert werden.
Zwischendurch mal ausruhen, ein kleines Nickerchen machen?
Nein auf keinen Fall, dafür ist die Zeit, die mir noch bleibt, viel zu kostbar.
Wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte…
… würde ich letztes Mal, in all den vielen Fotoalben blättern, die geordnet im Regal stehen und mich dabei an die schönen, unbeschwerten Momente erinnern, die auf den unzähligen Bildern festgehalten sind.
Unsere Hochzeit, die vielen Urlaube mit meinem Bruder in Ungarn, die Jugendweihe meiner Tochter, all die Geburtstagsfeiern im Kreise von Familie und Freunden.
Ich würde mein Lieblingslied „Save your Tears“ („Spare deine Tränen“) unzählige Male hintereinander, in voller Lautstärke hören und in der falschen Tonlage mitsingen.
Am Abend würde ich ein letztes Glas Wein trinken (diesmal den preisintensiven), das letzte Zigarettchen rauchen und dabei in den Sternenhimmel schauen.
Ich würde in der Stille der Dämmerung, dem Zirpen der Grillen lauschen und darauf hoffen, das ich meine Familie und meine Freunde irgendwann, irgendwo an einem anderen Ort wiedersehe.
Und das an diesem Ort die Party dann weiter geht.
Noch während ich meine Gedanken zu Papier bringe, überlege ich ich, wie ich all diese Dinge, an einem einzigen Tag schaffen soll?
Wir denken so oft, wir hätten endlos Zeit zur Verfügung und von einem Moment auf den anderen tickt die Lebensuhr anders.
Es gibt so viele Dinge, die wir jeden Tag aufs Neue mit uns herumtragen.
Zu oft verschieben wir unsere Träume und Sehnsüchte ins Irgendwann, ins Irgendwo.
Warum eigentlich?
Warum leben wir nicht so, als wenn jeder Tag der letzte sein könnte?
Und wenn die Zeit dann gekommen ist, sollten wir alle sagen, ich habe mein Leben, meine Träume und meine Wünsche gelebt.
Dabei in den Sternenhimmel blickend, mit einem Glas Wein in der Hand und einem zufriedenem Lächeln im Gesicht.
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